Aktive Gestaltung der Alterspolitik

15. Oktober 2024
Die Gemeinde Wittenbach setzt sich mit dem kantonalen Amt für Soziales im Rahmen eines Vorprojekts zum Thema Versorgung im Alter auseinander. Die Altersversorgung wird aufgrund des zunehmenden Anteils der älteren Bevölkerung eine der grossen Herausforderungen sein, welche sich Gemeinden stellen müssen.

In einem ersten Schritt fand ein Workshop mit den Leistungserbringern Spitex RegioWittenbach, Alterszentrum Kappelhof, Obvita, Stiftung Kronbühl und Pro Senectute Gossau und St.Gallen Land sowie Vertreter von umliegenden Gemeinden statt. «Es ging darum aufzuzeigen, was in Bezug auf die Versorgung im Alter auf uns zukommt - dies anhand der Gemeinde Wittenbach», erklärt Gemeindepräsident, Peter Bruhin. Das kantonale Amt für Soziales hat dazu ein Datenmodell entwickelt, das die künftigen Herausforderungen aufzeigt, mit Blick auf das Wachstum der älteren Bevölkerung, die Angebotsgestaltung und deren Kosten.

Zunahme der älteren Bevölkerung
Gemäss diesem Modell wird die Bevölkerungsstruktur der Personen 65+ in den nächsten 20 Jahren um etwa einen Drittel zunehmen. Es leben dann knapp 2'800 Personen über 65 Jahre in Wittenbach. Bei der Bevölkerungsgruppe 80+ steigt der Anteil um 75% auf rund 1'100 Personen über 80 Jahre an. «Damit wir die Nachfrage im Bereich Pflege und Betreuung auch im Jahr 2045 abdecken können, muss das Angebot etwa verdoppelt werden.», so Bruhin, «dies hat auch eine Verdopplung der Kosten zur Folge.» Unter diesen Voraussetzungen ist nicht nur eine vertiefte Auseinandersetzung mit der künftigen Ausgestaltung der Angebote zielführend, sondern auch, dass Gemeinden diese Herausforderungen zusammen angehen.  

Datenmodell ausweiten
Der Workshop hat die Teilnehmenden auf die künftigen Herausforderungen sensibilisiert. Im Grundsatz wird eine regionale Herangehensweise, in welcher Ressourcen gebündelt werden können, begrüsst und als sinnvoll erachtet. «Wir möchten nun das Datenmodell auf weitere Gemeinden und ihre Leistungserbringer ausweiten, um eine regionale Sicht zu erhalten», erklärt Bruhin. Damit könne man nach den verbindlichen Zusagen von anderen Gemeinden eine Region definieren, in welcher eine integrierte Angebotsgestaltung angegangen werden kann.

Integrierte Angebotsgestaltung
Der Kanton St.Gallen hat das Zielbild der «integrierten Angebotsgestaltung» entwickelt (siehe www.soziales.sg.ch unter Alterspolitik). Gemäss diesem Konzept durchläuft jede ältere Person mit zunehmendem Alter verschiedene Phasen, in der jeweils unterschiedliche Unterstützung notwendig werden kann.

  1. Selbstständiges Wohnen zuhause: Fokus auf die Stärkung der persönlichen und sozialen Ressourcen mittels ambulanter Angebote wie z.B. Gesundheitsförderung, Dienstleistungen für zu Hause oder ambulante Pflege.
  2. Nutzung temporärer Angebote: Fokus auf Wiederherstellung der Autonomie und Vorbereitung auf ein passendes Wohnsetting, beispielsweise Spitalaufenthalte oder Übergangspflege.
  3. Wohnen im spezialisierten Umfeld: Fokus auf die Pflege und Betreuung durch stationäre Pflege sowie Aufrechterhaltung der Lebensqualität bis zum Lebensende.

Die Umsetzung dieses Zielbildes erfordert eine Anpassung der Angebote und damit ein verstärktes Miteinander der beteiligten Akteure.

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