16. Juli 2024
In Wittenbach gibt es junge Sportler*innen, die sich in einer Sportart profilieren, die weniger bekannt ist und damit weniger Aufmerksamkeit erhält. Die 17-jährige Luana Lutz ist ein solches Talent in der Randsportart Kunstrad. Die Wittenbacherin absolviert das zweite Lehrjahr als Schreinerin und investiert nebenbei viele Zeit und Energie in ihre sportliche Leidenschaft. Im Interview erzählt sie von ihrer Passion.

Wie bist du auf diese aussergewöhnliche Sportart gekommen und was fasziniert dich daran?
Ich habe mit sechs Jahren mit dem Kunstrad begonnen. Zum ersten Mal kam ich an einem Slow-up mit der Sportart in Berührung, danke eines Standes meines Vereins, dem RMV Amriswil. Dort konnte ich das Kunstrad ausprobieren und ich fand Gefallen daran. Mich fasziniert, was mit dem Velo alles möglich ist. Es macht mir einfach sehr Spass, auf dem Velo herumzuturnen. Dabei ist Technik aber auch Mut gefragt. Bei einem Sprung vom Sattel auf den Lenker beispielsweise braucht es Überwindung. Ich mag dabei das Adrenalin.

Wie übst du solche Kunststücke?
Bei gewissen Übungen, bei welchen die Verletzungsgefahr gross ist, trage ich jeweils einen Sicherheitsgurt und bin über ein Seil an der Decke gesichert. Bei anderen Übungen hält mich auch der Trainer am Gurt fest. Etwa die Hälfte der Übungen trainiere ich jedoch ohne Hilfe oder Unterstützung auf dem Rad.

Was waren bis anhin dein grösster Erfolg?
Eine Kollegin und ich wurden vor zwei Jahren im 2er-Kunstradfahren Schweizermeister bei den Junioren und gewannen in dieser Kategorie auch die Silbermedaille an der Europameisterschaft. Inzwischen fahre ich aber nur noch 1er, bin dabei im Nationalkader und konnte im Frühling dieses Jahres die Schweiz an der Junioren EM vertreten. Mit dem vierten Platz hat es für eine Medaille jedoch nicht gereicht. Das wäre mein Ziel für das nächste Jahr. Die Chancen stehen gut, dass ich mich wieder für die EM qualifiziere. Wir kämpfen im Nationalkader zu dritt um diese Qualifikation und sind alle etwa gleich gut. Es wird also ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Wie stark beansprucht dich das Kunstradfahren?
Pro Woche trainiere ich zwei- bis viermal auf dem Rad, dann kommt eine Ausdauereinheit dazu und während der Saison sind die Wochenenden mit den Wettkämpfen belegt. Zudem gebe ich 6- bis 14-Jährigen auch noch Training. Da mein Verein in Amriswil ist, kommt noch der Weg mit dem E-Bike, ÖV oder Elterntaxi dazu. Es ist manchmal schon intensiv und viele Zeit bleibt neben der Arbeit im Lehrbetrieb und der Berufsschule nicht mehr für Freizeit. Aber der Sport macht mir einfach unglaublich Spass und gibt mir Halt.

Was muss man mitbringen, um diese Sportart auszuüben?
Beim Kunstrad sind unter anderem Gleichgewicht, Körperbeherrschung, Beweglichkeit oder Koordination gefragt. Es braucht eine gewisse Zeit das aufzubauen. Daher sollte man genug früh damit beginnen. Im Alter von sechs Jahre wäre es optimal, mit zehn Jahren gilt es bereits als eher spät. Mir ist es ein Anliegen, das Kunstradfahren bekannter zu machen, damit genügend Nachwuchs kommt. Zudem investieren wir sehr viel Zeit und Energie in diesen Sport. Die Anerkennung ist jedoch lange nicht so gross wie bei anderen Sportarten. Das ist schade.

Kunstrad
Kunstrad ist eine Sportart bei der die Athlet*innen auf einem speziell dafür entwickelten Fahrrad akrobatische Übungen, wie z.B. Handstände, Figuren auf einem Rad, stehende Variationen etc.   durchführen. Bei Wettkämpfen im 1er-Kunstradfahren müssen die Sportler*innen in fünf Minuten 30 Übungen vorführen. Im 2er wird die Kür zuerst auf zwei Rädern synchron und dann gemeinsam auf einem Rad absolviert.

 

Luana Lutz